Romeo und Julia. Tragödie by William Shakespeare

Romeo und Julia. Tragödie by William Shakespeare

Autor:William Shakespeare [Shakespeare, William]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104019604
Herausgeber: Fischer e-books
veröffentlicht: 2015-05-26T16:00:00+00:00


WÄRTERIN

Ach, Herr! sie sagt kein Wort, sie weint und weint.

Bald fällt sie auf ihr Bett; dann fährt sie auf,

Ruft: »Tybalt!« aus, schreit dann nach Romeo,

Und fällt dann wieder hin.

ROMEO

     Als ob der Name,

Aus tödlichem Geschütz auf sie gefeuert,

Sie mordete, wie sein unsel’ger Arm

Den Vetter ihr gemordet. Sag mir, Mönch,

O sage mir: in welchem schnöden Teil

Beherbergt dies Gerippe meinen Namen?

Sag, daß ich den verhaßten Sitz verwüste!

(Er zieht den Degen)

LORENZO

Halt’ ein die tolle Hand! Bist du ein Mann?

Dein Äußres ruft, du seist es: deine Tränen

Sind weibisch, deine wilden Taten zeugen

Von eines Tieres unvernünft’ger Wut.

Entartet Weib in äußrer Mannesart!

Entstelltes Tier, in beide nur verstellt!

Ich staun’ ob dir: bei meinem heil’gen Orden!

Ich glaubte, dein Gemüt sei bessern Stoffs.

Erschlugst du Tybalt? Willst dich selbst erschlagen?

Auch deine Gattin, die in dir nur lebt,

Durch so verruchten Haß, an dir verübt?

Was schiltst du auf Geburt, auf Erd’ und Himmel?

In dir begegnen sie sich alle drei,

Die du auf einmal von dir schleudern willst.

Du schändest deine Bildung, deine Liebe

Und deinen Witz. O pfui! Gleich einem Wuch’rer

Hast du an allem Überfluß, und brauchst

Doch nichts davon zu seinem echten Zweck,

Der Bildung, Liebe, Witz erst zieren sollte.

Ein Wachsgepräg’ ist deine edle Bildung,

Wenn sie der Kraft des Manns abtrünnig wird;

Dein teurer Liebesschwur ein hohler Meineid,

Wenn du die tötest, der du Treu’ gelobt;

Dein Witz, die Zier der Bildung und der Liebe,

Doch zum Gebrauche beider mißgeartet,

Fängt Feuer durch dein eignes Ungeschick,

Wie Pulver in nachläss’ger Krieger Flasche;

Und was dich schirmen soll, zerstückt dich selbst.

Auf, sei ein Mann! denn deine Julia lebt,

Sie, der zu Lieb’ du eben tot hier lagst:

Das ist ein Glück. Dich wollte Tybalt töten,

Doch du erschlugst ihn: das ist wieder Glück.

Dein Freund wird das Gesetz, das Tod dir drohte,

Und mildert ihn in Bann: auch das ist Glück.

Auf deine Schultern läßt sich eine Last

Von Segen nieder, und es wirbt um dich

Glückseligkeit in ihrem besten Schmuck;

Doch wie ein ungezognes, laun’sches Mädchen

Schmollst du mit deinem Glück und deiner Liebe;

O hüte dich! denn solche sterben elend.

Geh hin zur Liebsten, wie’s beschlossen war;

Ersteig’ ihr Schlafgemach: fort! tröste sie!

Nur weile nicht, bis man die Wachen stellt,

Sonst kömmst du nicht mehr durch nach Mantua.

Dort lebst du dann, bis wir die Zeit ersehn,

Die Freunde zu versöhnen, euren Bund

Zu offenbaren, von dem Fürsten Gnade

Für dich zu flehn, und dich zurück zu rufen

Mit zwanzig hunderttausendmal mehr Freude,

Als du mit Jammer jetzt von hinnen ziehst.

Geh, Wärterin, voraus, grüß’ mir dein Fräulein;

Heiß’ sie das ganze Haus zu Bette treiben,

Wohin der schwere Gram von selbst sie treibt:

Denn Romeo soll kommen.



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